Farbpalette erstellen – So findest du die richtigen Farben für deine Designs

Einer der schwierigsten Aspekte bei der Gestaltung eines Screendesigns ist die Auswahl eines Farbschemas für die Website. Dieser Artikel zeigt verschiedene Methoden, um zu einer gelungenen Farbkombination zu gelangen.
Natürlich weißt Du, dass Farben einen unglaublich großen Einfluss auf den Gesamteindruck einer Website haben. Sie können eine Stimmung vermitteln, die Bedeutung einer Seite verstärken oder sogar den Nutzer dazu animieren, bestimmte Aktionen auszuführen.
Es ist aber nicht immer einfach, eine Farbkombination zu finden, die zum Thema passt und deren Farben vor allem auch untereinander passen und harmonieren. Eine Farbkombination, die bei Texten gut lesbar ist und auch die inhaltliche Struktur und die visuelle Hierarchie der Website verdeutlicht.
Wie wählt man nun die richtigen Farben für sein Design aus? Es gibt unzählige Möglichkeiten und bei all den Tools, vorgefertigten Farbkombinationen und Artikeln dazu, kann es schwer sein, den Überblick zu behalten. Zum Glück gibt es ein paar „Tricks“, nennen wir sie besser Methoden, um das Entwerfen einer Farbpalette zu vereinfachen und dabei dennoch ein visuell ansprechendes Ergebnis zu erzielen.
In diesem Artikel werden wir uns damit beschäftigen, wie Du eine Farbpalette entwirfst, die perfekt zu Deiner Marke und Deinem Design passt. Wir werden auch auf die verschiedenen Methoden eingehen, um Farbpaletten zu finden, einschließlich der Verwendung von Online-Tools oder der Analyse von Naturfarben.
Folgende Fragen tauchen hierbei regelmäßig während des Gestaltungsprozesses auf:
Wie finde ich passende Farbtöne?
Auf was muss ich bei der Auswahl achten?
Wie viele Farbtöne sollen ausgewählt werden?
Passen die Farbtöne zum Projekt/Unternehmen?
Diesen Fragestellungen möchte ich mich im Folgenden annähern und einige hilfreiche Tips und Arbeitsabläufe vorstellen:
Anforderungen an die Farbpalette – Kriterien zur Farbauswahl
Es gibt einige Aspekte zu beachten, bevor man sich wild im Grafikprogramm an den Farben austobt. Denn nicht alle über 16 Millionen RGB-Farben stehen einem zur Verfügung bzw. sind sinnvoll für das Website-Projekt.
Unternehmensanalyse und Corporate Design
Zuerst sollte man sich mit dem Unternehmen ausführlicher auseinander setzen. Klar, sollte man sowieso intensiv, aber eben auch in Hinblick auf mögliche Farbtöne.
Für was steht das Unternehmen, welche Werte vertritt es, welche Ziele will es erreichen? Wie sieht sich das Unternehmen selbst, welche Attribute passen zum Unternehmen? Fragen, die in einer sinnvollen Konzeption sowieso gestellt werden (sollten). Und deren Antworten eben auch bei der Farbauswahl behilflich sind.
Und dazu natürlich die Frage nach Corporate Design-Vorgaben! Diese sind nicht immer zwingend in einem Design-Handbuch schriftlich festgehalten, können aber auch in Form von schon produzierten Kommunikationsmitteln vorliegen. Welche Farben wurden im Flyer, auf den Visitenkarten, beim Logo eingesetzt? Auch das können schon Design- und Farbvorgaben sein, die man einhalten kann/sollte. Es gilt abzuklären, inwieweit diese Farben verbindlich bzw. eindeutig definiert sind.
Gibt es noch keine klar definierten Farbwerte, dann ist die Website-Gestaltung der Zeitpunkt, dies nachzuholen.
Website-Ziele & Zielgruppen
Eine Website existiert nicht zum Selbstzweck. Sie sollte konkrete Ziele verfolgen, sie sollte konkrete Personen ansprechen, sie sollte konkrete Wirkungen hervorrufen und sie sollte den Besucher zu bestimmten Aktionen (oder Gedanken oder Gefühlen) veranlassen.
Dies mus zu Beginn eines Website-Projektes geklärt und definiert sein. Erst dann hat die Farbauswahl auch Sinn. Die Website-Konzeption hilft hier die wichtigsten Fragen zu klären und die Eckpunkte der Umsetzung festzulegen. Die Zielgruppenanalyse ist hiervon ein wichtiger Teil. Denn die Wirkung wird bei ihnen erzeugt, diese haben bestimmte Assoziationen, die es zu steuern gilt. Je nach Alter, Geschlecht, Kulturkreis usw. kann die Farbassoziation nämlich (ganz) anders aussehen.
Wettbewerb
Welche Farben setzen die Konkurrenten ein? Gibt es branchenspezische Farbtöne, die immer wieder zum Einsatz kommen?
Und genauso wichtig: Gibt es bestimmte Farbtöne, die nie eingesetzt werden (sollten)?
Ob man dann branchenübliche Farbtöne einsetzt, ist eine individuelle Projekt-Entscheidung. Dies kann einerseits die Wiedererkennung/Zugehörigkeit und das Vertrauen stärken. Andererseits kann es die Austauschbarkeit und Beliebigkeit erhöhen.
Zusammen mit dem Corporate Design des Auftraggebers, den gewünschten Zielen und Wirkungen kann dann entschieden werden, ob man eher den klassischen Weg wie viele Wettbewerber wählt oder bewusst farblich dagegen steuert.
Farbwirkungen
Jeder Farbton hat eine unbewusste Wirkung auf den Betrachter und erzeugt somit eine emotionale Wirkung. Dem können wir uns gar nicht entziehen. Und wenn mehrere Farbtöne zusammenkommen (wie es eigentlich immer der Fall ist), dann beeinflussen sich diese Wirkungen und können sich gegenseitig steigern oder auch neutralisieren.
Die Empfindungen und Gefühle werden zu Marketing-, Werbe- und Kommunikationszwecken schon lange von Unternehmen gezielt eingesetzt. In der Produktgestaltung, im Verpackungsdesign spielen Farbwirkungen genauso eine Rolle wie im User Interface Design oder im Corporate Design.
Die Herausforderung bei der Farbwahl ist daher auch so herausfordernd, da Farbtöne nicht nur eine einzige bestimmte Wirkung erzeugen. Je nach Medium, Einsatzgebiet, aber auch kulturellen Erfahrungen und Werten des Betrachters können sehr unterschiedliche Assoziationen geweckt werden. Ebenso wie im Zusammenspiel mit anderen Farbtönen.
Daher hier ein kleiner Überblick über typische Farbwirkungen, die die Standardfarben hervorrufen. Spannend ist, dass eine Farbe nicht nur positive oder negative Assoziationen wecken kann, sondern dies ja nach Kontext sehr unterschiedlich sein kann:
Rot:Aufregend, energiereich, stark, mutig, warm, vital, leidenschaftlich, optimistisch, tapfer, aggressiv, laut, dominant, verführerisch
Gelb:strahlend, hell, stark, warm, freundlich, giftig, gierig, aufgeregt, glücklich, optimistisch, offen, inspiriert
Blau:klar, kühl, entspannt, vertrauensvoll, loyal, beständig, unpersönlich, langweilig, beständig, friedlich
Orange:Freundlich, warm, fröhlich, optimistisch, inspirierend, unseriös, aufdringlich, unruhig, kindisch, billig, aggressiv
Grün:natürlich, entspannend, unreif, sauer, unerfahren, harmonisch, erholsam, heilend
Violett:magisch, fantasievoll, kreativ, würdevoll, selbstbewusst, emanzipiert, unsicher, künstlich, unsachlich, mysteriös
Schwarz:seriös, elegant, klassisch, neutral, kraftvoll, düster, traurig, beschwerend, distanziert
Weiß:hell, neutral, schlicht, sauber, rein, sachlich, bescheiden, kalt, steril, langweilig, unnahbar, gleichgültig
Grau:elegant, sachlich, zurückhaltend, konservativ, unauffällig, deprimierend, trist, langweilig, emotionslos, unpersönlich
Braun:Warm, natürlich, gemütlich, traditionell, zuverlässig, schwer, dreckig, traurig, konservativ, langweilig
Bei jedem Farbton und zwischen diesen Hauptfarben gibt natürlich noch unzählige Abstufungen, die die Wirkung in die ein oder andere Richtung bringen können. Dazu gibt es die Unterscheidung in sogenannte kalte und warme Farben. Die einen vermitteln eher einen kühlen, distanzierten Eindruck und die anderen wecken warme, persönliche Assoziationen.
Bei der Auswahl von Farben für Ein User Interface oder Corporate Design sind die Kenntnisse der einzelnen Farbwirkungen unerlässlich.
Aber daran denken: Auf den exakten Farbton kommt es an! Und zwar nicht erst bei der späteren exakten Definition der Farbtöne als Hexadezimal-, RGB- oder CMYK-Werte. Schon bei der Gestaltung können kleine Farbunterschiede große Wirkungen haben.
Und erst das spätere Zusammenspiel mit den anderen Farbtönen und grafischen Elementen wie Bilder, Illustrationen und der Typografie entscheidet über die Gesamtwirkung des Designs.